Stellungnahme: Neuer Architektenwebewerb für das Rathaus

Vorgeschichte

In der Gemeinderatssitzung am 07.03.2024 hat sich der Unterföhringer Gemeinderat mit der Planung des neuen Rathauses befasst. Hierzu wurde die derzeitige Planung einschließlich der Leistungsphase II des Architekturbüros Raum und Bau Planungsgesellschaft mBH vorgestellt.

Im Ergebnis entschied sich der Gemeinderat mit einer Gegenstimme von Veit Wiswesser (FDP) dazu, die Planung mit dem bisherigen Architekten nicht fortzuführen. Die bisherige Planung und die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro hat das Gremium mehrheitlich nicht überzeugt.

Wie auch zahlreiche Gemeinderatsmitglieder im Laufe der Sitzung betonten, hatte sich die bisherige Planung in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro als schwierig herausgestellt. Zudem verursachte die aufgestellte Kostenschätzung, die voraussichtlich nahe an die 80 Millionen Euro herangerückt wäre, vielen Gremiumsmitgliedern starke Bedenken. In der Sitzung wurde jedoch erneut deutlich, dass dem Gemeinderat die Nachhaltigkeit eines neuen Rathausgebäudes sehr am Herzen liegt. Im April des Jahres 2023 hatte sich der Gemeinderat für die Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen entschieden.

Die Einschätzung innerhalb der GRÜNEN-Fraktion divergiert in diesem Sachverhalt. Im Folgenden finden Sie die beiden verschiedenen Stellungnahmen unserer Gemeinderatsmitglieder.

Stellungnahme der GR Gisela Fischer und Johannes Mecke

Diese Entscheidung halten wir für falsch, weil
• Ein Leuchtturmprojekt mit dem Wettbewerbssieger damit verhindert wurde
• Eine Platinzertifizierung nach DNGB und somit ein wirklich nachhaltiges Gebäude verunmöglicht wird
• Bereits eine Menge Steuergelder für die bisherigen Planungen verbrannt wurden
• Weitere Kosten für einen neuen Architektenwettbewerb (VgV-Verfahren) anfallen werden
• Weitere Kosten aufgrund möglicher gerichtlicher Auseinandersetzungen mit dem Architekturbüro wahrscheinlich sind
• Sich ein Rathausneubau um viele Jahre verzögern wird, und dies nicht nur zu Lasten der Mitarbeiter*innen der Gemeinde
• Aufgrund dieser Verzögerung auch das bereits beschlossene „Mehrgenerationenhaus“ auf dem jetzigen Rathausgelände somit in weite Ferne gerückt ist
• Es ein fataler Irrtum ist, zu glauben, dass mit dieser Entscheidung ein neues kostengünstigeres Rathaus ermöglicht wird, da zum einen aufgrund des städtebaulichen Wettbewerbs die Baukörper unverändert vorgegeben sind, zum anderen die Preissteigerung nicht haltmachen wird

Wir sind sehr gespannt, wie viele Millionen unnötiger Kosten zu Lasten der Steuerzahler*innen aufgrund dieser Entscheidung noch auf die Gemeinde zukommen und werden diese Entwicklung aufmerksam verfolgen und die Bürger*innen transparent darüber auf dem Laufenden halten.

Mit besten Grüßen
Gisela Fischer, Fraktionsvorsitzende B90/Die Grünen
Johannes Mecke, 3. Bürgermeister, Gemeinderat

 

Die Ansicht der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Saran Diané stellt sich wie folgt dar:

Die in der Gemeinderatssitzung anwesende Saran Diané stimmte für den Verwaltungsvorschlag, die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Architekten nicht mehr weiterzuführen und den Rathausbau in einem VgV-Verfahren neu auszuschreiben. Zusätzlich plädierte sie in der Sitzung auf die Wichtigkeit, dass auch ein neu zu planendes Rathaus im Sinne der Nachhaltigkeit bestenfalls eine PLATIN-Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen erhalten soll:

„Auch wenn das Thema Klimaschutz derzeit nicht die Nachrichten dominiert, dürfen wir die Wichtigkeit des nachhaltigen Bauens nicht aus dem Blick verlieren. Wir haben uns im April letztes Jahres für die PLATIN-Zertifizierung entschieden, das sollten wir auch für ein neues Projekt anstreben.”

Nachträgliche Stellungnahme:

“Ich habe gegen die bisherigen Planungen gestimmt, weil sich bisher gezeigt hat, dass die Planungen des Architekturbüros immer wieder an den Vorstellungen des Gemeinderats vorbeigelaufen sind. Auch nach Rücksprache mit Experten aus der Gemeindeverwaltung und anderen Kolleginnen und Kollegen aus dem Gemeinderat hat sich mir gezeigt, dass die Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro wohl der beste Weg für Unterföhring ist.

Auch das bisher ausgegebene Geld ist nach meiner derzeitigen Kenntnis nicht vergeudet. Die Zahlungen flossen bisher zwar großenteils an das Architekturbüro, allerdings beispielsweise auch an die Planung der modernen Arbeitswelten. Diese vom Architekturbüro unabhängigen Planungen können nach meiner Kenntnis wohl großteils auch in einem neuen Entwurf verwendet werden. Diese Steuergelder wurden somit nicht einfach verbrannt, sondern können in weiteren Arbeitsschritten sinnvoll angewendet werden.

In der Berichterstattung über die PLATIN-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, für die sich der Gemeinderat im April 2023 entschieden hat, hieß es vielfach missverständlich, dass die Gründe der enormen Kostensteigerung des Rathausneubaus bei der PLATIN-Zertifizierung zu verorten sind. Dem ist mitnichten so. Als entscheidendes Argument ist an dieser Stelle auch die Amortisation zu nennen. Ein nachhaltig konzipiertes Gebäude holt also große Teile der Baukosten während des Betriebs wieder rein, beispielsweise aufgrund der Dämmung und den auch farblich integrierten PV-Anlagen auf dem Dach und an den Seiten des Gebäudes.

In der Neuplanung des Rathauses ist darum auf jeden Fall wieder eine PLATIN-Zertifizierung anzustreben, diese ist mitnichten unmöglich geworden.

Außerdem setze ich mich für ein öffentliches Restaurant im neuen Rathaus ein, auch damit die neue Ortsmitte am S-Bahnhof belebt wird. Ein reines Verwaltungsgebäude trägt dem nicht in ausreichender Weise Rechnung.”

 

–> Hier geht es zum vollständigen Bericht aus der Gemeinderatssitzung.

 

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Schlagwörter: Statement


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